Lugana – Mehr als nur Hype

Trebbiano

Es ist Spätsommer am Gardasee, die Touristen sitzen in den Cafes an den Uferpromenaden von Lazise, Sirmione, Gardone oder Malcesine und trinken einen Caffè oder einen kühlen Weißwein. Und wenn man dort einen kühlen Weißwein trinkt, ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Lugana. Es ist auch Spätsommer in München und auch die Münchener sitzen in den Cafes und Kneipen und trinken einen kühlen Weißen und wahrscheinlich ist es auch dort ein Lugana. Warum ist das so?

Es heißt etwas flapsig: Das Lieblingsmeer der Münchener ist der Gardasee. Wenn man, so wie ich, einmal das Risiko eingeht, in der deutschen Ferienzeit an den Gardasee zu reisen, wird schnell klar. Der überwiegende Teil der Auto-Kennzeichen stammt aus Deutschland und vor allem aus Süddeutschland. Seit den Fünfzigerjahren lieben die Deutschen den Gardasee. Diese Begeisterung hat bis heute nicht nachgelassen und natürlich möchten die Urlauber auch zu Hause ein Stück Gardasee trinken und das ist im Regelfall der Lugana.

Weingebiete am Gardasee

Das Luganagebiet liegt südlich des Gardasee und umfasst ganz oder teilweise die Gemeinden Sirmione, Desenzano, Peschiera, Lonato und Pozzolengo. Politisch ist das Luganagebiet den Provinzen Lombardei und Venetien (nur Peschiera) zuzuordnen.

Klimatisch profitiert das Lugana vom nahen Gardasee, der stets eine warme Brise bringt und niedrige Temperaturunterschiede sichert, welche für die Reifung der Trauben optimal sind.

Das Terroir gliedert sich ganz grob in drei Bereiche: Einen Streifen in „Küstennähe“ im Norden des Gebietes, der eiszeitlich „herangeschaffte“, sehr kompakte mineralische Lehm-Kalk-Böden aufweist. Darunter im Westen wird das Land hügeliger und der Boden wird zunehmend sandiger.

Im Süd-Osten findet man ebenfalls Lehmböden, die in regelmäßigen Abständen von dünnen Schotterschichten durchzogen sind. Hier findet man auch die Cru-Lage San Benedetto.

Die Geschichte des Lugana oder besser die des Weinbaus in der Region beginnt bereits mit den Römern.Sie bauten im Gebiet des Lugana bereits Wein an, aber natürlich nicht im heutigen Maße. Bis in das 16. Jahrhundert bestand das Gebiet des Lugana aus einem feuchten Auenwald mit dem Namen „Selva Lucana“, der dann aber zum Zwecke des Obst- und Getreideanbaus nach und nach gerodet wurde. Erst im 20. Jahrhundert übernahm der Weinbau das Kommando in der Region. Der heutige Name Lugana stammt aber tatsächlich noch vom Namen des ehemaligen Waldes.

Gewonnen wird der Lugana zu mindestens 90% aus der Trebbiano Lugana Traube, von den Einheimischen auch Turbiana genannt. Die Trebbiano Lugana ist eng verwandt mit der Trebbiano Soave, welche in weitaus größeren Mengen im nahen Soave-Gebiet angebaut wird, dort aber gänzlich andere Böden vorfindet und daher auch eine deutlich andere geschmackliche Charakteristik bietet. Die restlichen 10% setzen sich aus anderen, für den Anbau im Luganagebiet zugelassenen, Sorten zusammen.

Das Lugana-Gebiet umfasst zur Zeit ca. 1.000ha unter Reben und die rund 160 Winzer produzieren pro Jahr ca. 9 Millionen Flaschen Lugana. Seit 1967 genießt das Luganagebiet DOC-Status. Klassifiziert sind zur Zeit folgende Weine:

  • Lugana DOC, min. 11% Alkoholgehalt, min. 15g/Liter Trockenextraktgehalt
  • Lugana DOC Superiore, min. 12 Monate Reifung, min. 12% Alkoholgehalt, min. 15g/Liter Trockenextraktgehalt
  • Lugana Riserva, min. 24 Monate Reifung, davon 6 in der Flasche, min. 12% Alkoholgehalt, min. 17g/Liter Trockenextraktgehalt
  • Lugana Vendemmia Tardiva, Spätlese, min. 13% Alkoholgehalt, min. 20g/Liter Trockenextraktgehalt
  • Lugana Spumante, min. 11,5% Alkoholgehalt, min. 15g/Liter Trockenextraktgehalt

Auf die geschmacklichen Besonderheiten des Lugana und dessen verschiedene Ausprägungen werde ich im zweiten Teil des Lugana-Special eingehen. In diesem werde ich auch einige Lugana-Weine besprechen und gegenüberstellen.

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