Kurz angetrunken: Orfeo Negroamaro

Orfeo Negroamaro von Paolo Leo

Über den Orfeo bin ich gestolpert beim alljährlichen Check der Bewertungen des Gambero Rosso. Beim Gambero Rosso handelt es sich quasi um die „Bibel“ der italienischen Weine. Nicht nur will man als Winzer dort gelistet sein, man will auch unbedingt ein bis drei Gläser zur Bewertung einheimsen.

Übrigens wurden aktuell auch einige „alte Bekannte“ mit drei Gläsern ausgezeichnet, so z.B. der Amarone Campo dei Gigli der Tenuta Sant’Antonio, der Amarone Monte Sant’Urbano von Speri sowie der Monte Carbonare von Suavia.

Der Orfeo hat es jetzt im zweiten Jahr in Folge geschafft, zum besten Negroamaro Italiens gekürt zu werden. Um so erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass der Orfeo nicht einmal der Top-Negroamaro aus dem Hause Paolo Leo ist und wenn man bedenkt zu welchem Preis der Orfeo vertrieben wird. Aber der Reihe nach.

Orfeo Negroamaro von Paolo Leo

Über das Weingut

Paolo Leo stieg in den 1980er Jahren in den Familienbetrieb im Salento ein, in dem schon sein Vater und Großvater seit Beginn des 20. Jahrhunderts Wein anbauten. Paolo hatte jedoch Ideen und Ehrgeiz, als er einstieg und erweiterte und modernisierte das Gut Stück für Stück und Jahr für Jahr. Sein Fokus lag aber nicht nur auf dem Modernen, sondern auch auf dem Erhalt – dem Erhalt der Biodiversität und dem Erhalt der traditionellen buschigen Alberello-Wuchsform in Apulien, welche heute aufgrund der geringeren Trauben-Ausbeute immer seltener praktiziert wird. Seit einigen Jahren sind auch die Kinder von Paolo im Betrieb, hier besonders sein Sohn Nicola (studierter Önologe), der sich mit einer eigenen Linie bereits einen Namen gemacht hat. Vor kurzem wurde noch ein altes Gut nebst der dazugehörigen Flächen im Bereich des Primitivo di Manduria erworben und in den Betrieb integriert. Man verfügt heute also über zwei Standorte (San Donaci & Monteparano), insgesamt 58ha eigene Flächen und zahlreiche Weine unter verschiedenen Linien im Portfolio.

Über den Wein

Der Orfeo ist ein 100%iger Negroamaro. Die Rebflächen für den Orfeo liegen alle im Salento (der Absatz des italienischen Stiefels), bepflanzt nur im Alberello-Stil, in diesem Falle handelt es sich um schon recht alte 50-jährige Rebstöcke. Nach der Lese per Hand erfolgt die Gärung bei kontrolliert niedriger Temperatur „auf der Schale“. Hierbei wird die Maische mehrfach umgepumpt. Anschließend folgt eine dreimonatige Ruhephase im Stahltank, eine 12-monatige Reife in Barriques sowie acht Monate auf der Flasche. Alles in allem also ein durchaus aufwändig produzierter Wein.

Wie es mir geschmeckt hat

Verkostet habe ich den 2018er Jahrgang, welcher aktuell auch die drei Gläser im Gambero Rosso ergattern konnte. Ein dunkles und klares Rubinrot leuchtet mir entgegen. Die Nase empfängt fruchtige Aromen von Kirsche und Holunder als auch würzigere Noten nach dunkler Schokolade und Lakritz. Im Mundraum schließlich entfaltet er sein volles Aroma. Dunkle Fruchtnoten wie Kirsche, Holunder und Brombeere, aber auch frische Aromen nach Paprika und Pfeffer. Dazu schon ordentliche Tannine, die aber nicht alles platt machen, sondern die Fruchtaromen sehr schön leben lassen, ja sogar hervorheben. Komplettiert wird das von einer tollen frischen Säure. Wow, was für ein tolles Spiel im Mund. Der Abgang verbleibt eher sanft und fruchtig. Der Orfeo überzeugt vor allem mit seiner tollen Struktur und als „Allrounder“. Frucht, Gerbstoffe, Säure – hier ist alles geboten. Der Clou jedoch zum Schluss: Den Orfeo kann man über den Online-Handel tatsächlich schon für knapp über 10,- Euro bekommen, z.B. bei vipino.de.

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