Ferrocinto Magliocco

Tenuta Ferrocinto

Bei einem meiner „Probierkäufe“ bei unserem lokalen Händler „Wein Stork“ wurde ich auf den Magliocco aus dem Hause Ferrocinto aufmerksam gemacht. Ein kalabrischer Rotwein aus einer alten regionalen Sorte. Wenn ich „alte regionale Sorte“ höre, ist der Wein eigentlich schon gekauft 😉

Die ersten Nachforschungen zur Rebsorte Magliocco ergaben nur wenig übereinstimmendes. Anbaugebiet Kalabrien, dort eher im Norden und an der Westküste. Die größte Verwirrung herrscht, wie üblich, bei der Namensgebung. Magliocco, Magliocco Canino und Magliocco Dolce sind die drei häufigsten Namen. Man findet die Rebe aber auch noch unter den Namen Magliocco Ovale, Magliocco Tondo, Maglioccolone. Mit den Sorten Castiglione, Galioppo, Guarnaccia Nera oder Greco Nero wird sie zudem oft verwechselt. Erst die Methoden der DNA-Analysen schafften in den letzten 10-15 Jahren Klarheit darüber, dass alle Magliocco Sorten genetisch identisch sind und sich lediglich in regionalen Ausprägungen unterschieden.

Ferrocinto MaglioccoDie Magliocco wird heute nur noch auf rund 1.500ha angebaut und zumeist in Cuvées verwendet. Die Magliocco-Trauben sind sehr tanninhaltig und bringen Struktur, Lagerfähigkeit und eine gewisse Schwere mit in den Wein. Nur selten, wie in diesem Fall, wird sortenrein ausgebaut.
Dabei liegt das Geheimnis „nur“ in der Kombination aus Lage und Erntezeitpunkt. Wenn die Magliocco lange bei Trockenheit voll ausreifen kann (meist bis Mitte Oktober) werden die Tannine runder und weicher und es gesellen sich dunkle Fruchtaromen in den Wein. Wird zu früh oder feucht geerntet oder war es zu kalt sind die positiven Eigenschaften so gut wie dahin.

Das Hauptanbaugebiet der Magliocco befindet sich in den kalabrischen Provinzen Catanzaro und Cosenza. In letzterer findet sich auch die Tenuta Ferrocinto. Südlich des großen Nationalparks „Pollino“ bewirtschaftet der Betrieb rund 130ha, davon aber nur ca. 50ha unter Reben. Erfreulicherweise konzentriert sich die Tenuta auf regionale Sorten, wie z.B. Montonico, Greco Bianco, Pecorello, Calabrese und eben auch Magliocco. Nicht zuletzt durch die Nähe zum Nationalpark arbeitet Ferrocinto als zertifizierter Bio-Betrieb und produziert ausschließlich Bio-Weine.
Neben dem Magliocco werden bei Ferrocinto noch zwei weitere Weine aus der Rebe gewonnen, der Pollino Rosso und ein gleichnamiger Riserva. Die Trauben, die auf ca. 450m über Meereshöhe wachsen, reifen bis Mitte Oktober. Nach der Lese von Hand erfolgt eine sanfte Pressung und eine kurze Kalt-Mazeration für 36 Stunden. Anschließend erfolgt die Gärung auf der Schale in großen Stahltanks bei normaler Umgebungstemperatur. Nach Ende der Gärung verbleibt der Wein zur Beruhigung einige Zeit im Stahltank bevor er auf Flaschen gezogen wird.

Aktuell verkostet habe ich den 2018er Jahrgang des Ferrocinto Magliocco. Nur kurz gelüftet liegt er sehr dicht dunkelrot im Glas. Das Bouquet besticht durch Düfte dunkler Früchte wie Brombeere und Heidelbeere. Dazu gesellen sich würzige Noten nach Zimt und und Fenchel zusammen mit einer Ahnung von Banane. Im Mundraum poltert der erste Schluck mit fetten Gerbstoffen kräftig an, aber nur einen kurzen Moment. Dann entfalten sich wieder dunkle Früchte, dazu Aromen dunkler Schokolade, Zimt und Muskat. Im Abgang gibt er sich zahmer und klingt auch nur mäßig nach. Einige Minuten länger gelüftet ist der zweite Schluck schon deutlich runder und weicher und es gesellen sich eher kirschige Noten und Holunder hinzu.

Der Magliocco zeigt wie ein einfacher Wein ein guter Wein sein kann. Nur durch die Auswahl der richtigen Rebsorte am passenden Standort und einem Winzer, der weiß wie er damit umzugehen hat. Großartig! Der Ferrocinto Magliocco ist bei zahlreichen lokalen Händlern und Online-Shops für 7-10,- € erhältlich.

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