Die Wege zum Wein oder „Wie sag‘ ichs‘ meinem Händler“

Vocella on the road

„Als ob ich nicht wüsste wo ich meinen Wein kaufe!“ mag so mancher bei einem Artikel über Einkaufsmöglichkeiten für italienische Weine denken. Nicht völlig zu Unrecht, kann doch fast jeder mit Hilfe von Google und einem dort gefundenen Online-Shop viele Kandidaten finden und kaufen. Nichtsdestotrotz ist eine kleine Übersicht für manchen sicher eine Hilfe, insbesondere wenn ich an einige meiner Lieblingswinzer denke, deren Vertriebswege nicht immer nach Deutschland reichen.

Der Klassiker: der/die Händler vor Ort
In jeder größeren Stadt wird es einen Weinhändler geben, der zumindest ein Mindestangebot an italienischen Weinen sein eigen nennt. Wenn nicht direkt vor Ort, dann doch in der nächstgrößeren Stadt. Wenn ich aber das Wort Mindestangebot höre, bekomme ich schon Schnappatmung. Im Regelfall ist Italien gegenüber den deutschen Weinen und den Franzosen unterrepräsentiert. Innerhalb des italienischen Angebotes ist das Valpolicella zumeist, wenn überhaupt, nur mit einem Amarone oder bei einem guten Angebot sogar mit einem Ripasso oder einem Superiore vertreten. Bei einem wirklich breiten Angebot sogar von mehr als einem Winzer. Dann hört es aber schon auf. Ein guter Händler wird sich auf Nachfrage vielleicht erkundigen, ob der gewünschte Wein für ihn verfügbar ist, aber das dürfte wirklich die Ausnahme sein. Aber vielleicht reicht der vom Händler empfohlene Amarone/Ripasso/Superiore ja schon zum „Anfixen“.

Der Weinberater bei Ihnen zu Hause
Man kennt das Prinzip von Vorwerk oder Tupper. Direkter Vertrieb des Produzenten ohne Zwischenhändler mit Event-Charakter (Stichwort Tupper-Party). Ähnlich funktioniert das mit entsprechenden Weinhändlern. Die produzieren zwar nicht selbst, aber sie lassen, häufig exklusiv, für sich produzieren und abfüllen. Der regional zuständige Weinberater kommt dann zu euch nach Haus und stellt euch und euren Freunden mittels Verkostung verschiedene Weine vor. Ein anschließender Kauf ist kein Muss, wird aber, wie man sich denken kann, sehr gerne gesehen. Über diese Schiene kommt ihr natürlich nicht an spezifische Wunschweine, aber bei einem guten Weinberater und entsprechend genauer Abstimmung im Vorfeld entdeckt man schon gelegentlich einen spannenden Tropfen und bei einer netten Runde kommt auch der Spaß nicht zu kurz.

Online-Shopping
Ein weites Feld. Viele der großen und bekannten Winzer aus dem Valpolicella haben ihre Vertriebswege so breit aufgestellt, dass sie immer auch in einem oder mehreren Online-Shops aus Deutschland vertreten sind. Bei den nicht ganz so großen muss man schon etwas Glück haben, aber es gibt einige sehr kompetente und rührige Online-Händler, die sich auf italienische Weine spezialisiert haben und dort entsprechend auch weniger bekannte Winzer führen. Ja, in der Tat, es existieren Online-Shops, die sich nach Qualität richten. Auch ich kaufe mehr oder weniger regelmäßig bei einigen Online-Händlern, um den Nachschub zu decken. Natürlich gibt es mehr Winzer, die NICHT über den Online-Handel abgedeckt sind als umgekehrt. Das ist immer der erste Check, wenn ich einen neuen Winzer entdeckt habe. Der zweite Check ist der Preis. Hier muss man höllisch aufpassen, denn bei einigen Weinen werden im Online-Handel heftige Aufschläge erhoben. Meistens dann, wenn der betroffene Wein nur bei diesem einen Shop zu bestellen ist. Eine gute Anlaufstelle für den Preisvergleich bzw. die Online-Verfügbarkeit ist wein.cc. Dort kann man über das Portal oder die App überprüfen, ob und falls ja wo ein Wein oder Winzer über das Netz zu erhalten sind.

Winzer Direktvertrieb
Einige Winzer bieten die Möglichkeit des Direktvertriebs. Entweder wie der kürzlich besprochene Winzer Manara über eine Shop-Initiative mehrerer Winzer oder aber über eine direkte Bestellung via Telefon oder E-Mail. Letzteres ist selten, aber gerade kleinere Winzer, die noch über kein Vertriebsnetz in Deutschland verfügen, machen das ganz gern. In beiden Fällen gilt es natürlich, die Versandkosten im Auge zu behalten. Wenn man sich mit einigen Freunden oder Bekannten zusammenschließt und ein paar Kisten mehr bestellt, fallen die Versandkosten nicht so ins Gewicht. Für Weine vom italienischen Festland, die per Spedition versendet werden, sind die Kosten meist ehedem nicht so hoch und sogar für Weine aus Sizilien oder Sardinien ist das bezahlbar. Zumal, wenn man durch den Direktverkauf einen guten Preis erhält.

Einkaufsgemeinschaften
Apropos mit Freunden zusammenschließen.  Diese Idee hatten auch schon andere und das auf professioneller Ebene. Vor einigen Jahren haben sich einige renommierte deutsche Wein-Blogger und Sommeliers entschlossen, ihre Lieblingsweine, die sonst nicht oder kaum über den Handel zu erhalten waren, in einem gemeinsamen Online-Shop anzubieten. Unter vipino.de findet man so manche Rarität und die Qualität der Empfehlung dürfte über jeden Zweifel erhaben sein, genauso wie die günstigen Preise.

Vor Ort-Einkauf
Wer gerne reist und auch gerne Wein trinkt, wird das nach Möglichkeit auch gerne verbinden. Wenn man die Möglichkeit hat, bei einem Winzerbesuch auch Weine zu kaufen und selbige auch wieder nach Hause transportieren kann sollte das unbedingt tun, denn fast immer zahlt man vor Ort die günstigsten Preise. Ich habe diese Erfahrung oft gemacht und bis auf eine unrühmliche Ausnahme waren die vor-Ort-Preise sehr günstig. Wenn man z.B. nur einige wenige Flaschen Classico kaufen möchte ist eine Einsparung von 20 oder 30% pro Flasche vielleicht nicht so sensationell, aber schaut euch mal die Amaronepreise an, die online verlangt werden. Da sind bei mehreren Kisten Wein bei einer Tour schnell deutliche Summen eingespart. Über den Genuss- und Erlebnisfaktor bei einer vor-Ort-Verkostung muss ich keine Worte mehr verschwenden.

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