Zurück aus dem Valpolicella
Soeben zurück vom ersten Trip des Jahres ins Valpolicella, möchte ich kurz über einige Stationen und Highlights der Kurzreise berichten.
Società Agricola Piccoli Daniela – eine echte Neuentdeckung
Auf halber Strecke zwischen Verona und dem Herz des Classico-Gebietes liegt Piccoli auf der Spitze des Monte La Parte. In Sichtweite des traditionellen alten Firmensitzes wurde ein komplett neuer Weinkeller in den Fels „gefräst“. Im Vorfeld war mir Piccoli bereits wegen seines außergewöhnlichen Designs aufgefallen. Die Liebe zum kreativen Detail und zur Kunst setzen sich im gesamten Marketing, welches von Veronica Tommasini geleitet wird, fort. Aber nicht nur das Marketing, auch die Weine konnten überzeugen. Im Programm sind die Valpolicella-Klassiker Classico DOC, Ripasso, Superiore, Amarone, Recioto, sowie ein Rosso Veronese IGT und ein Rosato Spumante. Besonders hervorzustechen wussten der Amarone (dazu hier später mehr), der Recioto (ungewöhnlich) und der Spumante.
Azienda Agricola Falezze – ein Besuch bei alten Freunden
Ich war schon sehr gespannt auf die neuen Weine von Sofia und Luca Anselmi und auch wie der Neubau des Weinkellers voran geht. Der Bau hat leider keine so großen Qualitätssprünge gemacht, der Wein um so mehr. Nachdem aus Qualitätsgründen kein 2011er Amarone produziert wurde, war zunächst die Enttäuschung groß, die sich aber schnell legte. Ich durfte exklusiv als erster außerhalb der Winzerfamilie den 2012er Amarone (ante prima) verkosten. Selbiger wurde erst kurz zuvor nach der Fassreife auf Flaschen gezogen und muss jetzt noch fast ein Jahr in der Flasche reifen. Dieses eine Jahr wird er auch noch brauchen, aber er ist bereits jetzt extrem vielversprechend. Ebenfalls vor seiner Zeit gekostet wurde der 2012er Ripasso und der 2012er Superiore. Letzterer schlägt etliche mir bekannte Amarone aus dem Feld: Starke Fruchtaromen bei 15% vol., sehr gut balancierte Gerbsäuren und ein toller langer Abgang.
Antolini Pier Paolo e Stefano
Antolini liegt im westlichsten Teil (Prognol, Marano) des Classico-Gebietes und baut die ortsüblichen Klassiker an. Produziert werden zwischen 50-70.000 Flaschen aus rund 10ha Anbaufläche. Man beachte die deutlichen Unterschiede im Produktionsverhältnis z.B. zu Piccoli.
Bemerkenswert waren die zwei Amarone (Cà Coato & Morópio ), die von unterschiedlichen Hügeln mit komplett anderem Terroir stammen und in Frucht- und Aromacharakteristik kaum unterschiedlicher sein könnten, denen aber meiner Meinung nach, zwei weitere Jahre im Fass gut getan hätten. Spannend bei Antolini ist die Herangehensweise beim Fassausbau. Dort werden nicht nur Eiche, sondern auch Kastanie, Kirsche und Maulbeerbaum verwendet.
Azienda Agricola Accordini Stefano
Im Herzen des Classico-Gebietes, auf dem Gebiet der Gemeinde Fumane gelegen, zählt Accordini mit rund 300.000 Flaschen zu den größeren Betrieben. Ich hatte, entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten, die kostenpflichtige (14,- €) Verkostung gebucht, da dort ein Rundgang durch den Weinberg und eine die Weinverkostung begleitende Verköstigung angeboten wurde. Was für ein Reinfall! Der Rundgang durch den Weinberg entfiel kommentarlos, der Rundgang durch die Produktion war ordentlich, die Weinverkostung seltsam. Uns wurden vier Weine nebst Käse und Salami auf den Tisch gestellt und wir wurden alsdann mit einer Infobroschüre über die Weine allein gelassen. Die Weine (Classico, Ripasso, Amarone, Recioto, auf Nachfrage auch der zweite Amarone) waren ordentlich, boten aber bis auf den Classico (6,- € / Flasche) ein mäßiges bis schlechtes Preis-Leistungsverhältnis.
http://www.accordinistefano.it/
Speri Viticoltori – eigentlich ein Muss
Kein Besuch im Valpolicella, ohne bei Speri vorbei zu schauen. Selbst wenn es keine großen Neuigkeiten oder enorme Qualitätssprünge zu vermelden gibt, für eine schnelle Degustation des aktuellen Jahrgangs und das Auffüllen der Speri-Bestände ist immer Zeit. Immerhin sah ich nun die neuen Probier- und Verkaufsräume das erste Mal. Schön ist es geworden.
In der Gastronomie
Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, gut zu speisen in den Tagen in Italien. Viele Restaurants dort haben einfach ein höheres Niveau als in Deutschland. Einige dieser Restaurants gehobenen Standards hätten hier vermutlich Sterne-Status und wären hier zudem unbezahlbar
So haben wir auch in der Gastronomie wieder zwei schöne Weine entdecken dürfen, die mir zwar nicht völlig unbekannt waren, aber bis dato noch nicht verkostet wurden:
Amarone Classico Monte Ca´Bianca 2011 von Lorenzo Begali
Amarone Classico Riserva 2011 von Caterina Zardini (Campagnola)
Beide Weingüter sind definitiv Kandidaten für einen der nächsten Besuche.