Corte Bravi – Bio-Weine aus dem Valpolicella Classico

Corte Bravi ist ein recht junges Unternehmen, obwohl der Vater der heutigen Betreiber (Andrea und Ivano Brunelli) schon 1990 die ersten Flächen am heutigen Standort erwarb. Wie so oft wurden die Trauben allerdings nur für den Eigenbedarf genutzt oder an andere Winzer verkauft.

Erst 2011 wagten die beiden Brüder Andrea und Ivano den Sprung in die Eigenständigkeit und gründeten die Società Agricola Corte Bravi. Die rund 5ha der Familie liegen in einer flachen Lage an den letzten Ausläufern der lessinischen Berge, grob zu verorten im Dreieck Sant‘ Ambrogio – Fumane – San Pietro in Cariano, also mitten im Herzen des Valpolicella Classico. Die Rebflächen weisen größtenteils eine Süd/Süd-Ost-Exposition auf, der Boden wird dominiert von Kalk-Tuff-Gestein.

Von Beginn an hatte man die Zertifizierung als Bio-Betrieb im Sinn, welche schließlich 2015 erfolgte. Alle Arbeiten in den Weinbergen und im Keller erfolgen unter der Maßgabe der Ökologie und der Nachhaltigkeit. Gedüngt wird nur mittels Gründüngung zwischen den Reben (was gleichzeitig die Verdunstung und Erosion hemmt), es kommen keine Insektizide oder Pestizide zum Einsatz. Bei der Vinifizierung hat man sich der Spontanfermentation verschrieben, es kommen also keine steuernden oder aromatisierenden Zucht-Hefen in Frage. Der gesamte genutzte Strom stammt aus erneuerbaren Quellen, der größte Teil davon aus den eigenen Photovoltaikanlagen. Mit diesem Vorgehen wurde man 2019 Mitglied bei Vinnatur, einem italienischen Bio-Winzer-Verband, dessen Kriterien noch weit über die „normale“ Bio-Wein-Zertifizierung hinausgehen. Corte Bravi produziert also quasi, bis auf minimale Sulfit-Zugaben, Natur-Wein.

Angebaut werden die klassischen Valpolicella-Sorten, sowie einige kleine Parzellen mit Merlot und Cabernet. Folgerichtig werden auch fast nur die Klassiker der Region produziert, bis auf einige interessante Ausnahmen.

Ich hatte vergangenes Jahr das Vergnügen, den Betrieb zu besuchen und alle Weine zu verkosten. Eigentlich mit Andrea Brunelli verabredet, der aber kurzfristig absagen musste, ließ der Empfang durch „Nonna“ Brunelli aber nichts an Herzlichkeit, Freundlichkeit und Weinkenntnis vermissen.
Ein Betrieb wie ich ihn liebe – kleiner Familienbetrieb, der sich mit Leib und Seele den heimischen Sorten und der Bio-Produktion verschrieben hat, aber dennoch höchsten Wert auf Qualitätsweine legt und dabei auch gerne mit Neuerungen ins Risiko geht.

Corte Bravi Valpolicella Classico DOC
35% Corvina, 50% Corvinone, 15% Rondinella ca. 150m Höhe, auf Kalk-Tuff-Schotter, auf ca. 200m Höhe in Veroneser Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, 12 Monate Reife im Stahltank, 5 Monate Flaschenreifung, keine Filtrierung.

Corte Bravi Valpolicella Classico Superiore DOC
40% Corvina, 40% Corvinone, 15% Oseleta, 5% Rondinella, ca. 200m Höhe, auf Kalk-Tuff-Schotter, in Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, nach der Kaltmazeration erfolgt die spontane „warme“ Gärung für einen Monat, die eine Hälfte des Weines reift für 12 Monate in Barriques, die andere Hälfte in Stahltanks, 12 Monate Flaschenreife, keine Filtrierung.

Corte Bravi Amarone DOCG
40% Corvina, 40% Corvinone, 15% Molinara, 5% Rondinella, ca. 200m Höhe, auf Kalk-Tuff-Schotter, in Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, Trocknung in Holzkisten bis Anfang Januar, 30 Tage Gärung im Tank, 36 Monate Reife in französischer Eiche, 12 Monate Flaschenreife, keine Filtrierung.

Corte Bravi Timido IGT Verona Bianco
(„blanc de noir“) 50% Rondinella, 50% Molinara, ca. 200m Höhe, auf Kalkschotter, in Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, sanfte Pressung direkt nach der Ernte, Gärung im Tank, 5 Monate Reife au Battonage, keine Filtrierung.

Corte Bravi Vivace IGT Verona Rosato Frizzante
Schaumwein aus 100% Corvinone, ca. 200m Höhe, auf Kalkschotter, in Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, sanfte Pressung direkt nach der Ernte, Gärung im Tank, 6 Monate Reife im Tank, danach Zugabe von Corvinone-Most, keine Filtrierung.

Corte Bravi Bagarre IGT Verona Rosso
50% Cabernet, 50% Merlot, ca. 200m Höhe, auf Kalk-Tuff-Schotter, in Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, Merlot-Trauben werden 1 Monat getrocknet bis zur Ernte der überreifen Cabernet-Trauben, gemeinsame Einmaischung, 30 Tage 2-phasige Gärung im Tank, die eine Hälfte des Weines reift in Fässern amerikanischer Eiche für 2 Jahre , die anderen im Tank, 6 Monate Flaschenreife, keine Filtrierung.

Corte Bravi Scatto IGT Verona Rosso
100% Corvina, ca. 200m Höhe, auf Kalk-Tuff-Schotter, in Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, Gärung der frischen Trauben in Edelstahltank, danach 5-monatige Reifung in Ton-Amphoren, keine Filtrierung.

Corte Bravi Boccia Tafelwein
100% Rondinella, ca. 200m Höhe, auf Kalk-Tuff-Schotter, in Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, Gärung der vollreifen Trauben in Edelstahltank, 2-3 Monate Reifung im Stahltank, keine Filtrierung.

Die Valpolicella DOCs waren allesamt von guter bis sehr guter Qualität. Besonders der Amarone ist für den Preis ein absoluter Knaller. Der wird in den nächsten Jahren noch von sich reden machen und hier auch noch intensiver beleuchtet werden. Eine großartige Überraschung war der Timido. Ein „blanc de noir“ ist mir im Valpolicella sonst nicht bekannt. Frisch, mineralisch, säurearm, aber nicht süß – ein absoluter Schmeichler. Nach wie vor ist es mir ein Rätsel warum die reinsortigen Weine, wie der Corvina oder der Rondinella, keinen Doc-Status bekommen, sondern hier als IGT oder Tafelwein verkauft werden müssen. Aber schön, dass Andrea und Ivano sie trotzdem auf den Markt bringen.