Mein Tag auf der ProWein 2019
Ein Plan wär‘ schon gut. Ein funktionierender Plan wäre noch besser. Aber wie so oft auf der ProWein war auch dieses Mal mein Plan wieder sehr schnell Makulatur. Kaum war ich durch die zwei italienischen Hallen geschlendert um mir einen Überblick zu verschaffen, hatte ich schon wieder einige Winzer entdeckt, die ich unbedingt später verkosten musste. Immerhin einen der Winzer meines Ursprungsplans habe ich tatsächlich geschafft. Soviel zu meinem persönlichen Messechaos.
Ich wusste ehrlich gesagt nicht „wohin vor lauter Freude“. Ich hätte auch den Großteil des Tages nur in der Halle der Bio-Weine verbringen können, deren Fläche auf der ProWein erfreulicherweise weiter deutlich gewachsen ist. Genau so erfreulich war der Anteil der beteiligten italienischen Winzer. Definitiv ein anhaltender Trend. Ebenso auffällig: Schaumwein, Sekt, Cava, Prosecco, etc. Prickelweine aller Orten. Die Menge und Zahl der angebotenen Schaumweine war schon sehr auffällig, insbesondere ausserhalb der klassischen Schaumwein-Deklarationsgebiete.
Nachfolgend meine interessantesten Weineindrücke.
Luciano Arduini – Ripasso Classico Superiore „Sacheta“
Die Arduini Weine, insbesondere der Amarone, haben in den letzten Jahren für Top-Bewertungen und Furore gesorgt. Kommt man eigentlich nicht mehr daran vorbei. Konnte das volle Programm auf der Messe verkosten. Besonders beeindruckt hat mich aber nicht der Amarone, sondern der Ripasso Superiore Sacheta. Schon das Bouquet fegt einen weg. Ein vor Kraft strotzendes intensives Aroma, dass nie aus der Struktur gerät und ein Hammer-Abgang. Da werde ich mein Programm für die Valpolicella-Frühjahrs-Tour nochmal umstellen müssen.
http://www.arduinivini.it/
Tenute Le Lune Del Vesuvio – Cratere
Für den Herbst steht eine Tour nach Kampanien an, da habe ich schon einmal Ausschau gehalten nach kleinen Bio-Betrieben. Gefunden habe ich die Tenute le Lune, gelegen an den Süd-Ost Ausläufern des Vesuv. Auf Böden vulkanischen Ursprungs wird hier eine recht breite Palette an Reben angebaut. Der Cratere ist ein Cuvée aus 80% Piedirosso und 20% Aglianico und besticht durch sein rundes samtiges Aroma. Eine würzige erdige Frucht, feine Tannine und ein schöner weicher langer Abgang. Puh, die kommen auf die Herbstliste. Wenn ich einen Vertrieb finde, kommt schon vorher ein Portrait des Cratere.
http://www.lelunedelvesuvio.it/
Todaro – Perricone
Die Perricone ist eine alte autochthone Rebsorte Siziliens, heute zumeist im Nordwesten der Insel angebaut. Todaro, ebenfalls ein Bio-Weingut, baut nur noch eine kleine Fläche der Perricone an, lässt der alten Sorte aber besondere Sorgfalt angedeihen. Die Trauben werden im Apassimento-Style für ca. drei Wochen getrocknet, bevor sie gepresst werden. Nach der Gärung reift der Wein für zwei Jahre im Barrique. Der Perricone weist eine deutliche Frucht auf, die sich durchaus gegen die Tannine durchsetzen kann. Schwarzkirschen, Pflaumen und dunkle Schokolade dominieren. Der Wein ist sehr vollmundig, im Abgang aber eher weich. Wirklich eine runde Sache. https://www.todarowinery.com/
Madonna delle Vittorie – Summo Laco
Das Weingut, am nördlichsten Ausläufer des Gardasee gelegen, produziert die für das Trentino typischen Weine: Teroldego, Nosiola, Lagrein, Gewürztraminer und Pino Bianco. Der Summo Laco stellt ein Cuvée aus Teroldego, Lagrein und Merlot dar. Die Frucht des Teroldego und die Aromen von Lagrein und Merlot sind optimal aufeinander abgestimmt. Der Merlot kommt besonders dem Ausbau in Barrique sehr zu Gute. Kräftige Aromen und Tannine, dabei immer rund und weich.
http://www.madonnadellevittorie.it/
Ottella – Backtosilence
Eigentlich bin ich bei Ottella vorbei, um die Rotweine zu verkosten. Vor einigen Jahren hatte Ottella sich einige Parzellen im Valpolicella zugelegt, um die Klassiker wie Ripasso und Amarone ebenfalls anbieten zu können. Natürlich habe ich bei der Gelegenheit auch die Luganas gekostet und bin bei diesen auf einen Neuzugang gestossen. Der Backtosilence ist natürlich aus 100% Trbbiano di Lugana gemacht. Die Trauben werden aber spät geerntet und für 30 Tage „au Battonage“ gekeltert. Die Lugana typischen Aromen nach Zitrusfrüchten sind klar vorhanden. Dazu gesellt sich eine feine Würze und dezente Mineralik. Der Clou ist aber, dass er ungeschwefelt produziert wird. http://ottella.it/de/