Tenuta di Castellaro – Bianco Pomice

Tenuta di Castellaro Bianco Pomice

Vor einiger Zeit hatte ich bereits über den Nero Ossidiana der Tenuta di Castellaro berichtet. Ich will mich eigentlich nicht wiederholen, muss aber nochmals kurz die Gegebenheiten schildern, die auch für den Pomice gelten.
Die Tenuta die Castellaro wurde vom Unternehmer Massimo Lentsch unter der Führung des Konsortiums „i Vigneri“ quasi neu zusammengestellt und steht heute beispielhaft für die Renaissance des Weinbaus auf den äolischen oder auch liparischen Inseln (nördlich von Sizilien). Auf insgesamt rund 8ha setzen die Betreiber ausschließlich auf einheimische Rebsorten. Der Großteil der Flächen und auch das Gutsgebäude befinden sich auf der Hauptinsel Lipari. Auf teils spektakulären Lagen werden die Reben sehr dicht gepflanzt (9.000 Pflanzen pro Hektar). Teils kräftige Winde, hohe Tag-Nacht-Temperaturunterschiede und hohe Tagestemperaturen bieten klimatisch nicht ganz einfache Bedingungen, an welche die einheimischen Sorten aber seit Jahrhunderten gewöhnt und angepasst sind. Auf stark mit Mineralien und Spurenelementen angereichertem Bimsstein-Untergrund wachsen Corinto Nero, Nero d‘Avola, Malvasia und Carricante auf sehr kleinen Parzellen auf etwa 350m über Meereshöhe, gezogen ausschließlich im buschigen Albarello-Stil.

Tenuta di Castellaro Bianco PomiceIm Pomice finden 60% Malvasia di Lipari und 40% Carricante Verwendung. In Europa firmieren unter dem Namen Malvasia etliche Rebsorten, die aber nur teilweise identisch sind. Dank neueren genetischen Untersuchungen kann man das heute etwas eingrenzen. Die Malvasia di Lipari findet man noch unter anderen Namen auf Sardinien, Spanien und Portugal (Madeira). Im Regelfall wird aus der Malvasia ein Süßwein hergestellt. Die Tenuta di Castellaro produziert auch einen solchen, im Pomice wird sie aber „normal“ eingesetzt.

Durch die außergewöhnlichen Standortbedingungen auf den liparischen Inseln und durch eine frühe Ernte verfügt die Malvasia hier nicht über so viel Süße und zeigt eher blumige Noten. Ein kräftiger Gegenpart ist aber dennoch vonnöten. Diesen bietet in optimaler Form die Carricante. Die Carricante liefert sehr herbe und saure Trauben, die für sizilianische Verhältnisse sehr spät geerntet werden, um noch möglichst viel Säure abzubauen. Neben dezenten Fruchtaromen bringt sie vor allen Dingen Frische und Säure in das Cuveé ein.

Stark mit Mineralien und Spurenelementen angereicherte Böden, salzige Luft, große Tag-Nacht-Temeperaturunterschiede und zwei charakterlich sehr unterschiedliche Reben – beste Voraussetzungen für einen extrem spannenden Wein.
Die beiden Sorten werden zeitlich versetzt von Hand geerntet, vorsichtig gepresst und getrennt voneinander weiter verarbeitet. Die Malvasia-Maische darf in Stahltanks gären, die Carricante in schon bereits mehrfach benutzten Barrique, jeweils bei kontrolliert niedriger Temperatur. In beiden Fällen wird „au bâtonnage“ gearbeitet, d.h. die Maische wird in regelmäßigen Abständen gerührt. Das soll den Wein weicher und runder machen. Nach der „Hochzeit“ und Abfüllung der beiden Sorten landet der Pomice mit 12,5% Vol. für weitere sechs Monate in der Flasche.

Hell strohgelb, fast golden, dreht der Pomice im Glas. In der Nase dominieren fruchtige Aromen wie Pfirsisch, Ananas und Apfel neben blumigen Kräuteraromen wie Kamille. Es stellt sich sodann ein überaus fruchtiges Aromenspiel im Mund ein. Pfirsich, reife Birne, Orange und Limone, begleitet von einer dezenten frischen Mineralik. Die mineralischen Noten kommen im Abgang noch deutlicher zum Tragen, was den Gesamteindruck wieder ins Gleichgewicht bringt. Die Säure nimmt sich beim Pomice etwas zurück. Ein Hauch mehr könnte nicht schaden. Das ist aber eine dünne Grenze, weil sonst sehr schnell die luftigen leichten Fruchteindrücke zerstört würden. Insgesamt zeigt sich der Pomice als ausdrucksstark und sehr individuell. Freunde aromenstarker mediterraner Weine werden ihre Freude haben. Das ist Aroma und Terroir-Repräsentanz pur.
Leider ist der Pomice noch nicht über viele Vertriebskanäle erhältlich, aber die Anhängerschaft der liparischen Weine wächst.

  • Tenuta di Castellaro Pomice
  • 60% Malvasia di Lipari, 40% Carricante
  • 12,5% Alkohol
  • Tenuta di Castellaro Srl , Lipari, Italien
  • 6 Monate Reifung „au Bâtonnage“ sowie 6 Monate Flaschenreife
  • www.tenutadicastellaro.it/

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