Suavia Azienda Agricola

Suavi Weinberg

Haben sie manchmal Dejavus? In „Täglich grüßt das Murmeltier“ würde die Dame des Hauses jetzt „mal in der Küche fragen“, aber im Ernst: die Geschichte von Suavia habe ich so oder so ähnlich häufig in den letzten Jahren gehört. Relativ kleiner Betrieb in einem ehemals von Massenweinen dominierten Anbaugebiet, neue Generation mit neuen Methoden und höherem Qualitätsanspruch, etc etc. Ich liebe diese Geschichten und Werdegänge, ich bekomme nicht genug von diesen Familienbetrieben, die heute Top-Qualitäten abliefern und ich bekomme vor allem nicht genug von den betroffenen Weinen.

Im Mai diesen Jahres habe ich Suavia besucht. Von meiner „Basis“ aus, der Casa Zen in Marcellise, habe ich das Navi den kürzesten Weg wählen lassen. Kein Spaß zu fahren, wenn man nur kleine Landstraßen und Feldwege mitten durch die Weinberge vorgeschrieben bekommt, aber man erhält einen sehr schönen Einblick in die kleinteiligen Lagen in den Hügeln des Soave, auf die mitunter sehr steilen Flächen und an entsprechenden Abbruchkanten erkennt man die verschiedenen Bodenschichten.

Das Weingut Suavia bezieht seinen Namen vom mittelalterlichen Namen der Region Soave, dessen Zentrum der gleichnamige Ort mit seiner berühmten Burg ist. Die Familie Tessari ist seit dem 19. Jahrhundert im kleinen Ort Fittà ansässig, welcher sich im Zentrum des Soave Gebietes, der heutigen Classico-Zone befindet. Erst im Jahre 1982 machten sich Giovanni und Nicola mit ihrem eigenen Weinbaubetrieb selbstständig.

Wirklich wahrgenommen wird das Weingut aber erst seitdem die Töchter des Hauses (zunächst drei, heute alle vier) in den 2000er Jahren den Betrieb übernahmen und die Schätze des Betriebes in Form von fantastischen Lagen und teils sehr alten Rebbeständen tatsächlich auch in Top-Weine umzusetzen vermochten. Jahr für Jahr wurden seit dem Generationswechsel die Methoden im Keller angepasst und der Betrieb „draußen“ auf eine biologische Anbauweise umgestellt: keine Pestizide oder Insektizide, nur mechanische Unkrautbekämpfung, Düngung nur mit Mist oder Gründüngung, kleine Flächen häufig im Wechsel mit kleinen Wäldchen oder Olivenhainen. Bis dato erfolgte keine entsprechende Zertifizierung, aber das ist ein langer und steiniger Weg, den viele Bio-Winzer in Italien schlicht nicht gehen wollen. Angebaut werden ausschließlich Garganega und Trebbiano, obwohl im Soave auch andere Rebsorten zugelassen wären.

Bodenquerschnitt im Soave
Photo © by Suavia

Die Hauptflächen oder auch Crus-Lagen (Fittà, Carbonare, Castellaro, Tremenalto) befinden sich auf 120 – 300m über Meereshöhe, Suavia ist also wirklich „on top of“ Soave. Neben der Höhe, den hohen Tag-Nacht-Temperaturunterschieden und der jeweiligen Sonnen-Exposition ist natürlich der Boden ein essentielles Kriterium. Man findet in den tieferen Schichten felsige schotterreiche zumeist rote Basaltböden vulkanischen Ursprungs. Die recht dünne Humusschicht besteht zumeist aus einem schweren Lehm-Sandgemisch. (siehe Bild) Dieser Untergrund ist sehr reich an Mineralien und Spurenelementen.

Es sind also alle Faktoren für hervorragende Weine gegeben: Boden, Lage, Sonne, Temperaturen, autochthone Reben, gesunder Umgang mit dem Boden und mehrfach reichlich vorhandenes Knowhow im Keller mit der Erfahrung des Vaters im Hintergrund. Leise und fast unbemerkt haben die vier Schwestern Tessari in den letzten Jahren daraus immer wieder klasse Weine „gebaut“ und sich mittlerweile zu einem Aushängeschild des Soave Classico entwickelt.

Ich hatte im Frühjahr das Vergnügen einer Führung und Verkostung mit Meri Tessari. Dabei konnte ich bis auf den Spumante alle Kandidaten verkosten. Wo viele andere Soave-Kandidaten eher blass und leicht sind, bestechen die Weine der Suavia durch ihre Eleganz und ihre frische Mineralik fast bis hin zur Vollmundigkeit (Le Rive), ohne den Charakter des Soave zu verleugnen. Der Bezug der Weine stellt kein Problem dar, die Weine von Suavia sind mittlerweile bei zahlreichen Offline- wie Online-Shops erhältlich.

Soave Classico DOC
(100% Garganega, 12,4% Vol., von Trauben der Lagen Fittà, Castellaro, Tremenalto, in Veroneser Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, ca. 250-320m Höhe, 5 Monate Reife ungefiltert in Stahltanks)

Massifitti Bianco Veronese IGT
(100% Trebbiano, 12,5% Vol., von Trauben der Lagen Fittà, felsiger Basalt-Lehm-Boden, in Guyot-System gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, ca. 300m Höhe, Süd-, Ost- und West-Exposition, 15 Monate Reife ungefiltert in Stahltanks, 12 Monate Flaschenreife)

Monte Carbonare Soave Classico DOC
(100% Garganega, 13% Vol., Monte Carbonare, felsiger Basalt-Lehm-Boden, in Veroneser Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, ca. 120-300m Höhe, Ost, Nordost-Exposition, 15 Monate Reife ungefiltert in Stahltanks, 5 Monate Flaschenreife)

Le Rive Bianco Veronese IGT
(100% Garganega, 14% Vol., Ernte erst Ende Oktober, von Trauben der Lagen Fittà, felsiger Basalt-Lehm-Boden, in Veroneser Pergola gezogen, jeweils handverlesen und selektiert, ca. 300m Höhe, Süd-Exposition, Fermentation in Barrique (30%) und Stahltank (70%), getrennte Reifung in Barrique (30%) und Stahltanks (70%) jeweils für 15 Monate, danach „Vereinigung“ des Weines und weitere 15 Monate Reife in Stahltanks, 12 Monate Flaschenreife)

Acinatium Recioto di Soave DOCG
(100% Garganega, 14% Vol., Ernte erste Septemberhälfte, danach 6 Monate Trocknung (nur natürliche Ventilation), von Trauben der Lage Castellaro, grober Basalt-Lehm-Boden, in Veroneser Pergola gezogen, steile Hanglage, jeweils handverlesen und selektiert, ca. 140-260m Höhe, Süd-, Ost, West-Exposition, lange Sonneneinstrahlung, Pressung erst im März des Folgejahres, Fermentation für 30 Tage, 24 Monate ungefiltert in Barrique „au battonage“, nach Filtrierung 12 Monate Reife in Stahltanks, 12 Monate Flaschenreife)

Suavi Azienda Agricola

Lage: Fittà, Soave Classico Gebiet
Fläche: ca. 12ha Anbaufläche
Menge: rund 100.000 Flaschen Produktion
Weine: Soave Classico, Soave Recioto, Bianco Veronese IGT
Reben: Garganega, Trebbiano di Soave

https://www.suavia.it