Marco Mosconi Amarone – ein Klassiker mit zwei Gesichtern

Marco Mosconi Lagerkeller

Ein relativ junges Weingut (eigenständige Weinproduktion findet erst wieder seit 10 Jahren statt), Anbauflächen außerhalb des Classico-Gebietes und ein junger und künstlerisch veranlagter Winzer, der von sich selbst sagt, dass er noch relativ viel mit den Weinen experimentiert – das waren alles Faktoren, die mich sehr neugierig und, offen gesagt, ein wenig skeptisch an den Wein heran gehen ließen. Den 2012er Amarone von Marco Mosconi habe ich im Sommer vor Ort frisch aus dem Keller, also nicht dekantiert und ganz leicht gekühlt verkostet. Dort hat er mich überrascht und auch begeistert: keine aufdringlichen vordergründigen Fruchtaromen, die bei den „neumodischen“ für den Export produzierten Amarones gerne einmal auftreten. Dafür eine kräftige Würze und kühle Mineralik, die die immer noch presenten Fruchtaromen gut unterstützen. Also genauer hingeschaut:

Die Trauben für den Mosconi Amarone (Corvina, Corvinone, Rondinella, Oseleta, Croatina) werden auf der Marco Mosconi AmaroneWestseite des Illasitals nahe des Ortes (mehr eine Bauernschaft als Ortschaft) Montecurto in einer Höhe von 250-300m angebaut. Die Reben wachsen dort auf Kalkmergel, auf mit Schotter durchsetzten alten Ton-Sedimenten. Das recht flache Gelände ermöglicht eine hohe Sonneneinstrahlung. Um die Reben hier nicht zu überfordern, werden sie dicht im Guyot-System gepflanzt, so dass auch ausreichend Schatten für die Trauben gegeben ist. Nach der Lese werden die Trauben für 120 Tage getrocknet, anschließend vorsichtig gemahlen und für 14 Tage der Gärung anheim gegeben. Darauf folgend reift der Amarone für 24 Monate in neuen französischen Eichenfässern.

Das kalkhaltige Terroir, die gute „Ausleuchtung“, die Kombination von Croatina und Oseleta und nicht zuletzt die 24 Monate im Fass ergeben dann diese dichte Würze und Mineralik. Aber Obacht: Ich habe den Wein @home nochmal verkostet. Hierbei allerdings auf Zimmertemperatur und dekantiert (1 Stunde). Und wieder war ich überrascht: Sehr intensives Bouquet – Wildkräuter, Lakritz, dunkle Bitterschokolade, nur dezente Kirsch- und Pflaumendüfte, dafür sogar fast pfeffrige Noten. Das war schon ein Fest für die Nase. Auf der Zunge ging es leider nicht so festlich weiter. Die Fruchtaromen waren noch dezenter, dafür hat die Würze voll durchgeschlagen, vor allem im Abgang. Für einen Amarone war das für meinen Geschmack schon ein Zuviel des Guten. Aber hier war ich wohl zu voreilig, denn nachdem ich die Flasche nicht leerte, sondern erst am nächsten Tag beendete, erlebte ich die nächste Überraschung. Der Mosconi Amarone präsentierte sich, nun quasi komplett „durchgeatmet“, plötzlich ausgewogen und „gezähmt“. Die Würze nahm sich zu Gunsten eines weitaus runderen Gesamteindrucks zurück, die Fruchtnoten kamen nun besser heraus.

Fazit: Marco Mosconi sollte und wird noch weiter an seinem Amarone arbeiten, um jederzeit einen harmonischen Gesamteindruck präsentieren zu können. Ist der Wein dezent gekühlt und lange dekantiert zeigt er sich harmonisch und gut komponiert in einer großen Form.

Einige wenige Online-Händler führen die Weine von Marco Mosconi, den Amarone allerdings zu heftigen Preisen. Auch auf die Gefahr hin, langweilig zu werden, kann ich nur immer wieder empfehlen, dorthin zu reisen, den Winzer zu besuchen und den Wein vor Ort deutlich günstiger zu kaufen.

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