Spucken, spucken, spucken – Mein Tag auf der ProWein 2018
Man möge mir den etwas unappetitlichen Titel verzeihen, aber vielleicht ist der ein oder andere nicht mit dem Prozedere auf einer Weinmesse vertraut. Da ich wiederum nur einen Tag auf der ProWein verbrachte, habe ich mich erneut auf die zwei italienischen Hallen beschränkt, sowie den Bio-Weinen einen Besuch abgestattet. Nach meinen Eindrücken war es nicht so brechend voll wie noch vor einem Jahr. Selbst die Ergatterung von etwas Essbarem gestaltete sich ohne mehrstündigen Aufenthalt in der Food-Hall. Ich habe im Laufe des Tages rund 30 verschiedene Weine verkostet. Hätte ich auch nur die Hälfte davon auch wirklich getrunken…. Dass das nicht jeder so konsequent umsetzt, kann man spätestens ab der Mittagszeit an der Gangart so manchen Messebesuchers ablesen.
Drei Dinge sind mir in diesem Jahr aufgefallen. Ich würde es nicht Trends nennen, es sind nur meine persönlichen Eindrücke.
Rosé-Weine sind schwer im Kommen. Immer mehr italienische Winzer haben einen Rosé ins Programm genommen. Selbst klassische Hardcore-Rotwein-Gegenden bemühen sich um diesen Trend. Toskana, Maremma, Apulien usw. usw. , nahezu alle gehen mit.
Amarone für den Export. Scheinbar wollen auch andere vom großen, nach wie vor anhaltenden, Amarone-Boom teilhaben. Große Weinbau-Betriebe, die ursprünglich nichts mit dem Valpolicella zu tun haben, kaufen oder pachten sich Flächen dort und bringen Amarone auf den Markt. Das ist legitim, ich persönlich würde mich aber freuen, wenn dieses Geschäft bei den tatsächlich im Valpolicella ansässigen Winzern bliebe.
Bio-Weine. Vielleicht noch kein echter Trend oder sogar Hype, aber das Segment der Bio-Weine wächst. Sowohl in den Verkaufszahlen als auch in der Zahl der Winzer die auf ökologischen Landbau umsteigen. Ich begrüße das sehr, spiegelt es doch in vielen Fällen einfach die Liebe der Winzer zu ihrem Land, ihren Reben und ihrem Wein wieder. Auch bin ich der festen Meinung, dass Bio-Weine die ehrlicheren Weine sind. Ein unangenehmer Begleiteffekt ist allerdings die mittlerweile kaum übersehbare Fülle an Zertifizierungstellen und Organisationen.
Einige der interessantesten Weineindrücke habe ich kurz notiert:
Belguardo Codice V
Eine 100%iger Vermentino aus der Maremma dessen Reb-Klone nach langer Suche aus Korsika bezogen wurden. In fantastischen küstennahen Lagen angebaut wird der Codice ungewöhnlich vergoren. Die Hälfte der Trauben verbleibt auch während der Gärung in der Maische, 20% werden sogar inklusive der vergorenen Maische in der Amphore ausgebaut. Ein kräftiger und würziger Weißer mit einer blumigen Nase und einer starken Struktur. Love it!
http://www.mazzei.it/it/Vini/Belguardo/
Farina Ripasso Classico Superiore Montecorna
So manches Mal war ich im Valpolicella, etliche Winzer habe ich besucht, aber Farina ist mir irgendwie immer „durch die Lappen gegangen“. Ich werde einen Besuch definitiv nachholen, aber zumindest kam ich auf der Messe in den Genuss dieser Weine. Besonders der Ripasso Montecorna viel neben den Amarone auf. Auf einer Cru-Lage in Castelrotto angebaut, besticht der Montecorna durch seinen klassischen Charakter. Nach der Gärung werden 50% in großen Tonneuaue ausgebaut, die andere Hälfte in kleinen Barriques. Fast strenge Frucht, kräftige Tannine, dichte Mineralität. Das ist der Ripasso für Italien, sagt man mir hinter vorgehaltener Hand. Der andere Ripasso aus dem Hause Farina (leichter und fruchtiger) läuft besser im Export. Like it.
Aldegheri Dindarella
Seit ich die Serie über die Rebsorten des Valpolicella startete, war mein Ziel, für jede der Rebsorten einen sortenreinen Kandidaten zu kosten und zu besprechen. Der einzige mir bekannte Kandidat für die mittlerweile nur noch selten anzutreffende alte Sorte Dindarella war und ist Aldegheri. So konnte ich ihn endlich kosten. Ein fruchtiger Wein, der beim ersten Schluck vermeintlich leicht daher kommt. Langsam aber deutlich breiten sich die Aromen warm aus. Der hat Substanz, dezidierte Tannine kommen dazu und ein langer runder Abgang. Den werde ich später an dieser Stelle noch genauer betrachten. Love it!
http://www.cantinealdegheri.it/de/
Castellaro Ossidiana Nero
Nachdem ich mit mehreren Kandidaten, die von Vinaturel vertrieben werden, exzellente Erfahrungen gemacht habe (Foradori, COS, Occhipinti), war ich auf der Suche nach weiteren zu hebenden Schätzen am Stand von Vinaturel. Ich habe einen gefunden. Tenuta Castellaro ist ein kleiner Betrieb auf Lipari, der zweitgrößten der nördlich von Sizilien vorgelagerten äolischen Inseln. Nicht nur hat dieses Weingut außergewöhnliche Lagen, sondern greift auch auf autochthone alte Rebsorten für seine Weine zurück. Der Ossidiana Nero wird aus 70% Corinto Nero und 30% Nero d‘Avola gewonnen. Pur gekostet ist der Corinto Nero sehr kräftig und würzig. Er erfährt mit den fruchtigen Noten des Nero d‘Avola im Ossidiana aber eine optimale Ergänzung. Insgesamt fruchtig würzig mit guter Struktur und wohl balancierten Tanninen (7 Monate Fassausbau). Daneben wussten noch der Pomice, ein Weißwein aus 60% Malvasia und 40% Carricante, sowie ein umwerfender Malvasia zu beeindrucken. Da muss ich bei der nächsten Sizilienreise wohl einen Aufenthalt auf Lipari einplanen. Wie schrecklich 😉