Marion Amarone della Valpolicella
Nach mehr als drei Jahren habe ich im Keller erneut zu einem Amarone aus dem Hause Marion gegriffen. Bei der geringen Jahresproduktion von Marion will das wohl überlegt sein. Vermutlich wird der 2010er Jahrgang nicht wieder zu beschaffen sein.
Die Azienda Agricola Marion aus Marcellise liegt im östlichen Teil des Valpolicella. Dort herrschen deutlich andere Bodenverhältnisse vor als z.B. im Classico-Gebiet nordwestlich von Verona. Auf kalkhaltigen Böden, die bei weitem nicht so schwer sind wie im Classico-Bereich, werden die Reben für den Spitzentropfen im Guyot-System gezogen. Das Entfernen von Trauben während der gesamten Wachstumsphase (selbiges soll zu dichteren Aromen bei den verbleibenden Trauben führen), strenge Auslese während und nach der Lese und die Trocknung der Beeren führen zu einem überraschend geringen „Output“ bei Marion. Da bekommt man eine Ahnung wie streng die Qualitätsmaßstäbe der beiden sind. Beraten von Celestino Gaspari haben Nicoletta und Stefano Campedelli über die Jahre die Qualitäten immer weiter nach oben geschraubt.
Bereits 2015 vor Ort und erneut @home habe ich den Jahrgang 2010 verkostet. Die erneute Verkostung bestätigt nun meine Notizen. Die drei Jahre im Keller haben ihn nicht einen Deut verändert. Dunkel rubinrot und sehr dicht ist der optische Eindruck. Nach wohltemperiertem Dekantieren dringen Düfte von reifen Kirschen und Pflaumen in die Nase. Soweit so klassisch. Dazu gesellen sich aber Zimt und leichte Vanille-Aromen und Nuancen von Wildkräutern. Die Ankunft an der Zunge ist schon voll aromatisch und deutlich. Die schon erwähnten Düfte finden sich auch hier wieder, es gesellt sich dunkle Schokolade hinzu, begleitet von einer dezenten Mineralik und leichten Tanninen. Zwar treten alle Aromen deutlich hervor, aber es wird nie zuviel, es ist stets ein runder fast weicher Geschmack. Das Terroir im Marcellise-Tal übt hier einen entscheidenden Einfluss aus. Die im Classico-Gebiet beheimateten Amarone sind oft fruchtdominant. Bei Marions Flaggschiff macht die feine Mineralik erst den runden Gesamteindruck komplett. Das Beste kommt aber zum Schluss. Der Abgang ist einfach der Knaller. Die Aromen verbleiben scheinbar ewig auf der Zunge und am Gaumen. Wow!
Mittlerweile hat es Marion in etliche Online-Shops und Weinhandlungen geschafft und wird dort, je nach Jahrgang, für 35-50,- € angeboten. Ich würde nicht soweit gehen, es ein Schnäppchen zu nennen, aber für das Geld bekommt man schon verdammt viel Amarone.
- Azienda Agricola Marion Amarone della Valpolicella DOCG
- 25% Corvina, 45% Corvinone, 20% Rondinella, 10% Croatina u.a.,
- 16% Alkohol
- Marcellise, Veneto, Italien
- ca. 100 Tage Trocknung, 12 Monate Reife im Edelstahltank, 24 Monate Fassreife
- http://www.marionvini.it/