Weingut Tenuta Sant‘ Antonio

Eigentlich müsste man über die Tenuta Sant‘ Antonio nicht mehr viel schreiben, da sie schon recht bekannt sind und ihre Weine sehr gut im Markt vertreten sind. Das ist aber erst mal nichts negatives und meint schon gar nicht, dass dort keine guten Weine produziert würden. Im Gegenteil!

Die vier Brüder Castagnedi (Armando, Paolo, Massimo und Tiziano) , denen das Weingut gehört und die es betreiben, sind seit 1989 im Geschäft. Sie waren zuvor jahrelang als technische Berater im Weinbau tätig, verfügten also über das nötige technische Know-how. Es bot sich 1989 die Gelegenheit, ein Weingut von ca. 30ha zu erwerben. Die Flächen erstrecken sich auf den Hügeln zwischen den Tälern Illasi und Mezzane und sind, vorsichtig formuliert, als karg zu bezeichnen.

Ein magerer, kalkhaltiger Boden, stark mit Schotter durchsetzt war eine große Herausforderung. Zusammen mit dem väterlichen Weinbaubetrieb, der bis dahin brav an die Genossenschaft geliefert hatte, war das Weingut Tenuta Sant’Antonio geboren. Der Name ist zum Einen eine Reminiszenz an den Vater Antonio Castagnedi, zum Anderen fand sich inmitten der erworbenen Flächen ein alter Schrein, der dem heiligen Antonio gewidmet war und der sich auch partout nicht aus dem Gelände entfernen lassen wollte.

Von Anfang an setzten die vier Brüder auf zum Terroir passende Sorten, auf technisch hochqualitative Anlagen und Verarbeitung und auf strenge Auslese. Hierbei werden die Weinstöcke jedes Jahr auf acht bis zehn Augen herunter geschnitten. Sowohl vor der Lese am Stock als auch nach der Lese wurden und werden die Trauben weiter streng selektiert. Diese Qualitätskriterien waren damals eine echte Seltenheit, Menge war das damalige Credo der Winzer und die Arbeitsweise der Castagnedis stieß auf Unverständnis und wurde vermutlich eher belächelt.

Die Flächen von heute zusammen rund 100ha verteilen sich auf das Gebiet des Valpolicella und auf das angrenzende Soave-Gebiet und befinden sich auf einer Höhe zwischen 120m und 300m ü.nn.. Immer den vorhandenen Boden berücksichtigend werden heute Corvina, Corvinone, Rondinella und Oseleta als klassiche Valpolicella-Sorten als auch Croatina und Cabernet Sauvignon als weitere Rote angebaut. Im Bereich Weißwein werden Garganega, Chardonnay und Trebbiano angebaut.

Erzogen werden die Reben entweder nach dem Guyot-System (hierbei wachsen die Reben in einem geraden Drahtrahmen mit einem limitierten Höhenwachstum) oder nach dem herkömmlichen Pergola-System. Die 100ha unter Reben erbringen heute, abhängig vom Ertrag zwischen 600.000 und 700.000 Flaschen, 60% davon Rotwein und 40% Weißwein.

Sechs Jahre nach der Gründung des Weingutes, also 1995, wurden die ersten Weine ausgebaut und schon damals dürfte, aufgrund der erzielten Qualität, bei vielen Winzerkollegen das Lächeln einer Anerkennung gewichen sein. Wie bereits mehrfach in meinen Berichten erwähnt, wurde vor 20-30 Jahren nicht so sehr auf Qualität gesetzt. Das hat sich, besonders in den letzten 15 Jahren, erheblich gewandelt. Und so heimsten nur folgerichtig die Weine der Tenuta Sant‘ Antonio in den letzten 10 Jahren regelmäßig Preise ein. Die Amarones, es gibt derer mittlerweile vier verschiedene, sind natürlich das Aushängeschild. Besonders der Amarone Della Valpolicella Campo dei Gigli, der Amarone Selezione Antonio Castagnedi sowie der Valpolicella Superiore „La Bandina“ werden eigentlich in jedem Jahr prämiert.

Einem weiteren Trend, der sich bei den qualitätsbewussten Winzern immer mehr durchsetzt, haben sich die Brüder ebenfalls angeschlossen: Der natürlichen oder biodynamischen Anbauweise. Das gilt sowohl für die Arbeit im Weinberg als auch für die Weiterverarbeitung. Vor einigen Jahren haben die Castagnedis die neue Linie Telos aufgelegt, die vollständig ohne Sulfite, Sulfate und Phosphate ausgebaut werden. In den Lagen der betroffenen Reben wird nur biologisch gedüngt und Schädlingsbekämpfung findet, soweit möglich, nur mechanisch statt. Dieser Prozess hin zum vollständigen biodynamischen Anbau ist ein langer Weg und es wird bis zur entsprechenden Zertifizierung wohl noch ein Weilchen dauern.

Wer das Vergnügen hat, eine Weile im Valpolicella zu verbringen, dem sei ein Besuch bei der Tenuta Sant‘ Antonio unbedingt empfohlen. Im sehr schönen Degustazionsraum können alle Weine des Hauses formvollendet gekostet werden.

Faktencheck Tenuta Sant‘ Antonio

Lage: Valpolicella Orientale Gebiet & Soave Gebiet
Fläche: ca. 100ha Anbaufläche
Menge: rund 650.000 Flaschen Produktion
Weine: zur Zeit 20 Rot-, Weiß- (z.B. der Scaia Bianco) und Süßweine sowie Grappa

http://www.tenutasantantonio.it/index.php/de/

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