Terre di Leone Valpolicella Classico DOC „RePazzo“
Amarone und Ripasso bestimmen aktuell das Geschehen im Veneto. Die Produktionszahlen gehen immer weiter nach oben. Ich trete heute einmal etwas auf die Bremse und bespreche den eigentlich wichtigsten Wein des Valpolicella – den Classico. Klar, mit Preisen zwischen 25 und mehreren Hundert Euro ist der Amarone der Star, das Zugpferd für den Export und für das Renommee des Valpolicella ungeheuer wichtig. Aber der „Brot und Butter“ Wein, der den Basisumsatz für die Winzer generiert, ist und bleibt der Classico oder außerhalb der Classico-Zone der einfache DOC.
Die klassischen, Familien-geführten Betriebe verwenden genau so viel Sorgfalt auf den Classico wie auf den Amarone. Bei einigen anderen Winzern hat man aber das Gefühl, dass die einen Classico nur deshalb produzieren und anbieten, weil das Consorzio es nicht zulässt, mehr als 50% der Ernte zu Amarone zu verarbeiten. Nicht so beim Ziel meiner aktuellen Lobhudelei. Über die mitunter schon fast übertriebenen Qualitätsansprüche von Terre di Leone hatte ich zuletzt schon berichtet. Auch über die zwei Wein-Linien von Chiara und Federico. In der „RePazzo“-Linie werden ein Classico und ein Amarone produziert. Im Unterschied zur „Terre di Leone“-Linie auch eher klassisch ausgelegt.
Die Trauben für den Classico werden auf Flächen zwischen den Gemeinden Marano und Fumane auf etwa 420m Höhe auf terrassierten, durch Trockenmauern (Marogne) gestützten, Parzellen angebaut. Klassischer geht es eigentlich gar nicht. Eher unklassisch wird in einer recht hohen Pflanzdichte im Guyot-System gezogen. Die Flächen in Süd- und Süd-Ost-Ausrichtung bieten vor allem vulkanische Böden, bestehend aus Basalt und Tuff, durchzogen von Kalkmergel- und Lehmschichten.
Vor Ort und @home habe ich den 2016er Classico verkostet. Er besteht aus allen fünf dominanten Valpolicella-Reben: Corvina, Corvinone, Rondinella, Molinara und Oseleta. Diese Fünfer-Kombination findet man auch eher selten in einem Classico. Von Hand geerntet und selektiert werden die Trauben vorsichtig entrappt und gemahlen. Na ja, eigentlich ist das, mit der eigens für Terre di Leone konstruierten Vorrichtung, eher ein durch die Schwerkraft verursachtes schonendes „Angatschen“, denn ein Mahlen oder Pressen. Nach Abschluss der Fermentation reift der RePazzo Classico für 10 Monate in Stahltanks, nach Abfüllung weitere vier Monate in der Flasche.
Er weist eine dunkel kirschrote Farbe auf mit braunen Reflexen. Das Bouquet bietet Düfte von Kirschen und Brombeeren, aber auch Anklänge von Wildkräutern und pfeffrigen Aromen. Auf der Zunge dominieren zunächst die dunklen Beeren wieder: Kirschen, Brombeeren, Heidelbeeren. Wenig überraschend bei einem Classico. Aber die Fruchtaromen sind eingebettet in eine ordentliche Mineralik und eine dezente Säure, gepaart mit leicht pfeffrigen Wildkräuteraromen. Der Abgang ist für einen „einfachen“ Classico vergleichsweise lang, auch hier verliert er nie die Struktur. Bei einer Blindverkostung hätte ich gesagt „Das ist ein Superiore und gar kein schlechter“. Der RePazzo ist vielleicht der beste Classico, den ich bislang kosten durfte, aber definitiv der beste Rotwein unter 10,- € (vor Ort Preis) seit langem.
- Terre di Leone Valpolicella Classico DOC „RePazzo“
- 40% Corvina, 20% Corvinone, 25% Rondinella, 10% Molinara, 5% Oseleta
- 13,5% Alkohol
- Marano, Valpolicella, Italien
- 10 Monate Reifung im Stahltank, 4 Monate Flaschenreife
- http://www.terredileone.it